Wie steht es um die Menschenrechte 75 Jahre nachdem sie von den Vereinten Nationen verkündet wurden? In einer Reihe von vier Online-Veranstaltungen
zieht die Katholische Erwachsenenbildung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine exemplarische Bilanz. An konkreten Beispielen wird überprüft, wie weit sich die Menschenrechte durchgesetzt haben, und wo sie eher Vision als Wirklichkeit sind.
05.10.2023: Verrat am Evangelium? Die katholische Kirche und die Menschenrechte - mit Burkhard Hose, Hochschulpfarrer in Würzburg, Autor von "Verrat am Evangelium? für eine Kirche, die sich zu Menschenrechten bekehrt"
Den Auftakt machte am 5. Oktober Burkhard Hose, katholischer Theologe und Hochschulpfarrer aus Würzburg, mit dem Thema „Katholische Kirche und Menschenrechte“. Sein neustes Buch hat den Titel „Verrat am Evangelium? Für eine Kirche, die sich zu den Menschenrechten bekehrt“. Durch den Abend führten Dr. Oliver Schütz, keb Ulm-Alb-Donau, und Carmen Hepp, keb Bodenseekreis.
Burkhard Hose gab einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung der Menschenrechte und deren Bewertung durch die Kirche. Er zeichnete einen deutlichen Wandel nach - von der Ablehnung der Menschenrechte durch die Päpste über die erstmals positive Würdigung durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) bis zur Berufung auf die Menschenrechte durch Papst Franziskus. In der Orientierung des Papstes an den Menschenrechten sieht Burkhard Hose eine Korrekturmöglichkeit problematischer kirchlicher Lehre in heute zentralen Diskussionsthemen. Als Beispiel nannte er den Ausschluss der Todesstrafe aus dem Katechismus 2018. Diesen begründete Papst Franziskus mit dem veränderten Bewusstsein im Volk Gottes und der Verletzung der Würde des Menschen.
Aktuelle Themen kamen im Vortrag von Burkhard Hose zur Sprache und wurden in der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmenden vertieft. Darunter war der Klimawandel mit seinen Folgen und dem „Recht auf Leben“. Die Missbrauchsverbrechen innerhalb der Kirche und deren systemische Ursachen wurden in einen Zusammenhang mit menschenrechtlichen Defiziten gebracht. Erörtert wurden auch die Frauenrechte, für die sich die Bewegung Maria 2.0 stark macht, sowie die Aktion OutInChurch, in der Burkhard Hose selbst mitgewirkt hat. Dieser zeigte sich im Blick auf den Synodalen Weg und die soeben begonnene Weltsynode vorsichtig optimistisch. Der Referent machte sich für eine Kirche stark, die sich wieder deutlicher an der menschenfreundlichen Botschaft Jesu ausrichtet.
Die Online-Reihe „Unantastbar?! 75 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ wird fortgesetzt, jeweils donnerstags, 19.30 Uhr. Die Teilnahme ist dank finanzieller Unterstützung durch die keb Diözese Rottenburg-Stuttgart kostenfrei. Den Link zu den Online-Veranstaltungen erhalten Sie über die durchführende keb-Einrichtung:
26.10.2023: Recht auf Leben - Abtreibung als Menschenrecht? - Rainer Beckmann, Richter und stellvertretender Vorsitzender der Juristen-Vereinigung Lebensrecht e. V.
Anmeldung: https://www.keb-sha.de/ oder https://keb-rv.de/
16.11.2023: Moderne Wirtschaft - moderne Sklaverei? - mit Agathe Seither-Hees, Globales Klassenzimmer, Weltladen Göppingen
Anmeldung: www.keb-goeppingen.de
07.12.2023: Kolumbien – Menschenrechtsarbeit konkret - mit Stefan Tuschen, Kolumbien-Referent, Misereor und Claretiana Norman Perez Bello aus Kolumbien, Referentin der Partnerorganisation Corporacion
Anmeldung unter www.keb-rottweil.de